Ja. Ihr habt richtig gelesen. Und so wirklich glauben können wir es selbst nicht. Aber auf Anfang: Wir verlassen Jackies Farm Mitte August. Eigentlich wollten wir nur knappe drei Wochen bleiben, am Ende werden es fast vier – so schön waren unsere großen Ferien in Saskatchewan. Aber es fühlt sich auch mehr als gut an, wieder on the road zu sein. Elliott ist hübsch lackiert und von allem Rost befreit, der Kühlschrank voll, Gas- und Wassertank sind aufgefüllt und es kann endlich wieder losgehen: Auf in den Osten. Oder zumindest erstmal in den Süden, denn so schnell wollen wir Saskatchewan nicht verlassen. Auf dem Weg in den Grasslands Nationalpark habe ich auf iOverlander, der App, über die wir die meisten unserer Stellplätze finden, etwas entdeckt, dass wir unbedingt sehen wollen: Mitten in der Prärie soll es riesige Sanddünen geben. Also nichts wie hin da. Das dauert natürlich mit Elliott und unserer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 70-80 km/h etwas länger und der erste Stop ist daher erst einmal der Manitou Lake. Dieser See hat fast ein so hohes Salzgehalt wie das tote Meer. Wir sind die einzigen am Stellplatz, nur herumliegender Müll und verwaiste Schaukeln zeigen, dass auf diesem verlassenen Public Land manchmal mehr los ist. Nach einer langen Nacht, in der wir die Sterne beobachten, treffen wir am nächsten Morgen beim Müllaufsammeln aka beach cleaning ein älteres Paar, dass einen Bisonschädel im See gefunden hat. Sie erzählen uns, dass das hier eigentlich heiliges Land der First Nation ist und wir staunen nicht schlecht, als der Wert des Bisonschädels auf 300-400 Dollar geschätzt wird. Wie alt der Schädel wohl sein mag, vergessen wir jedoch leider zu fragen.
[vimeo 453125088 w=1080 h=480]Wir fahren weiter. Die Landschaft verändert sich nun zunehmend: Wälder und Seen werden immer weniger, ab und zu sieht man noch ein paar Bäume, aber Bild beherrschend sind die endlosen Kornfelder. Irgendwo im nirgendwo zeigt das Navi dann an, dass wir abbiegen sollen. Wir rattern eine scheinbar endlose Schotterpiste ins Nichts entlang, kreuzen ein Texas Gate und fahren durch Steppe, kaum Vegetation gedeiht hier außer Gräsern auf sandigen Böden. Und der Sand ist auch der Vorbote, denn schließlich kommen wir an, an den Great Sandhills. Und ja, man mag es kaum glauben, aber hier ist wirklich mitten im Nirgendwo in Saskatchewan eine Art Mini-Wüste – mit immerhin bis zu 8 Meter hohen Dünen. Wir klettern die Dünen hinauf, tauchen die nackten Zehen ein, lassen den feinen Sand durch unsere Finger rinnen – und sind wieder einmal maßlos erstaunt, welche Artenvielfalt dieses Land doch zu bieten hat. Noch vor ein paar Wochen waren wir in den Rocky Mountains mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Chrissi ist sogar noch durch die Schneereste auf mehreren tausend Höhenmetern gewandert – und jetzt stehen wir Ende August mit den Füßen im Sand auf einer Düne, die eher vermuten lässt, wir wären in einem südlichen Land.
Obwohl es eigentlich verboten ist, bleiben wir über Nacht auf dem Parkplatz stehen – zu unwahrscheinlich scheint es uns auch, dass jemand hier mitten im Nirgendwo vorbeikommen würde. Wir lassen die Fenster offen und lauschen den nächtlichen Geräuschen. Die Stille ist von Grillenzirpen erfüllt, ab und an hört man einen Kojoten heulen. Der Nachthimmel ist wieder einmal unvorstellbar schön, Milliarden von Sternen glitzern über uns und wir sehen mindestens eine langsame Sternschnuppe. Ich weiß nicht mal, was ich mir wünschen sollte – so glücklich bin ich in diesem Moment.