Nach dem Ende unserer Kanadareise war es hier lange Zeit still um uns. Dies lag zum einen daran, dass es uns nicht so leicht viel nach so langer Zeit auf Achse wieder Fuß in einem Leben mit festem Wohnsitz und geregeltem Ablauf zu fassen. Lockdowns und Ausgangsperren haben sicher ihren Teil dazu beigetragen. Zum anderen gab es aber auch einfach nicht so viel zu berichten. Lange Zeit suchten wir nach einem für uns und unsere Bedürfnisse passenden Bus für künftige Reisen. Leider gestaltete sich die Suche aufgrund unserer speziellen Vorstellungen, begrenzter finanzieller Mittel und einem von Corona gepushten Markt sehr schwierig. Nach einigen Monaten der Suche fiel dann die Wahl auf einen alten Feuerwehrmannschaftswagen, dessen Karosse jedoch leider in einem ziemlich schlechten Zustand war, sodass uns bis zur TÜV-Tauglichkeit noch eine schwere Zeit mit Flex und Schweißgerät bevorstehen sollte. Mir kam das eigentlich ganz Recht, so hatte ich doch ohnehin das Gefühl, die viele freie Zeit, die wir aufgrund der Corona-Einschränkungen hatten, sinnvoller nutzen zu wollen – und Reisen wollte ich am liebsten auch erst wieder nachdem ich vollständig geimpft war. Leider hatte ich die Rechnung ohne Sophie gemacht, die schon nach kurzer Zeit absolut keinen Bock mehr darauf hatte, mir entweder in einer dreckig-staubigen und kalten Garage bei den Karosseriearbeiten unter die Arme zu greifen oder alternativ zu Hause auf mich zu warten und die Hausfrau zu spielen. Fair enough. Wie sollte es dann aber weiter gehen? Das wussten wir beide auch nicht so ganz, sodass Sophie beschloss sich eine Auszeit von allem zu nehmen und ein paar Workaways auf deutschen Bauernhöfen zu machen und dabei mal wieder Freunde und Familie zu besuchen während ich weiter an der Karosse schuftete. Nach einigen Wochen getrennt kam dann endlich das Wiedersehen und zu meinem Überraschen kam Sophie nicht allein – Sie hatte stattdessen Rupert mitgebracht.
Rupert ein kleiner VW T3, postgelb mit Hochdach und ziemlich hässlich mit giftgrün überpinselter Festfalia-Ausstattung – aber im Gegensatz zum Corona-Projekt mit frischem TÜV auf deutschen Straßen zugelassen. Am liebsten wollte Sophie gleich damit aufbrechen – gen Süden, einfach weg von dem langweiligen Alltag in Deutschland, weg von dem rostigen roten Bus in unserer Garage und vor allem weg aus Südbrandenburg, einer Gegend in der ihr die meisten Leute ziemlich unfreundlich erschienen. Ich war so mäßig begeistert. Nicht weil ich nicht auch gern wieder unterwegs gewesen wäre. Aber zum einen hieß das, dass ich mein Corona-Projekt einfach unvollendet hinterlassen musste und zum anderen waren wir uns eigentlich immer einig gewesen, dass ein T3 zu klein für unsere Reisebedürfnisse ist. Außerdem waren wir auch überhaupt nicht vorbereitet. Ich kannte mich mit dem VW T3 kein Stück aus und es funktionierte auch vieles noch nicht wie es sollte. Deshalb einigten wir uns darauf in den folgenden Tagen noch einige Dinge am Corona-Projekt fertig zu stellen, sodass ich es guten Gewissens hinterlassen konnte und am T3 noch einmal eine kleine Durchsicht von unserem sehr guten Mechaniker-Freund Carsten machen zu lassen. Außerdem musste der Wasserhahn noch repariert, eine Versorgerbatterie eingebaut und einige Kabel und Anschlüsse verlegt sowie der Kühlschrank auf seine Funktionsweise überprüft werden. Nach der tadellos bestandenen Durchsicht bei Carsten folgte unmittelbar ein Tag Fehlersuche, da Rupert bei höherer Drehzahl immer seine Öldruckleuchte und einen lauten Warnsummer anschaltete. Die Angst war groß – ist die Ölpumpe defekt? Am Ende des Tages waren es zum Glück nur korrodierte Kontakte und gebrochene Kupferlitze, die für eine fehlerhafte Übertragung der Signale eines der Öldruckschalter gesorgt hatten. Glück gehabt. Doch ein weiterer Tag verstrich und Sophie machte immer mehr Druck. Außerdem wollten wir doch unsere Freunde Johnny und Katie treffen, die auch gerade in Albanien Urlaub im Van machten und natürlich nicht ewig dort auf uns warten konnten. „Die Versorgerbatterie bauen wir unterwegs ein!“ sagte Sie, wir packten unsere Sachen und fuhren los gen Süden.